... oder das Gefängnis der
Menschheit
Wo erzählen wir uns immer
wieder die alten Geschichten?
Da sitze ich im
Schwedischkurs und darf, um mein Hörverstehen zu schulen, ein Interview
ansehen, mit einer Malerin. Diese erzählt dem Interviewer freudestrahlend ihren
Tagesablauf. Morgens stehe sie um halb sieben auf, dann dusche sie, mache sich
fertigt und frühstücke. Dann fahre sie zur Arbeit und mache gegen ein Uhr
Mittagspause, danach gehe es weiter. Da sie nach der Arbeit müde und erschöpft
wäre, führe sie nach hause und würde dort beim fernsehen entspannen, nach dem
Abendessen gehe sie schlafen. Ja, und zweimal in Woche gehe sie abends ins
Fitnessstudio, dort treffe sie ihre Freunde.
Als nächstes darf ich einen
Text lesen, indem eine Frau erzählt, dass sie Werbefilme mache, dafür stehe sie
vormittags vor der Kamera, mittags gehe sie ins Restaurant zum Essen,
nachmittags schneide sie den Film. Wenn sie nach der Arbeit nach hause komme,
würde sie etwas kleines essen und dann noch etwas an ihrem Blog schreiben,
bevor sie schlafen gehe.
Haaaaallooooooo????
Merkt hier jemand was?
Danach muss ich dann einen
Text ausfüllen, indem ich gefragt werde, was ich in meiner Freizeit tue.
Hm, das ist eine gute
Frage, in meiner Freizeit…Was ist denn meine Freizeit?
Ist es die Zeit in der ich
nicht arbeiten „muss“. Nun ja, die bestimme ich selber und was ist überhaupt
Arbeit?
Also, wenn ich nicht gerade
mit Menschen arbeite, schwedisch lerne, Bücher oder Texte schreibe, Kollegen
helfe oder sie mir, dann backe ich Brot, mache unsere Hafermilch, kümmere mich
um die Gartenplanung, male Neurografiken...liebe meinen Mann, spiele mit Bruno,
füttere die Vögel, baue Trommeln, hexe mit Kräutern...
Ist das nun meine Freizeit
oder Arbeit?
Wieso erzählen wir uns
immer noch diese Geschichte von du musst.
Du musst morgens früh
aufstehen. Du musst zu Deinem Brotjob gehen. Du musst erschöpft sein. Du kannst
glücklich sein, wenn Du mal ins Kino gehen darfst oder Dir eine schöne neue
Markenhandtasche gönnst. Du musst funktionieren.
Wer erzählt uns das? Warum
wird uns das erzählt?
Kann es sein, dass „das
System“ uns unbedingt in „Arbeit“ im Hamsterrad halten will, damit wir Steuern
abwerfen? Oder die Wirtschaft am laufen halten?
Was hast Du davon? Mal ganz
ehrlich.
Darüber mache sich jetzt
bitte jeder seine ganz eigenständigen Gedanken.
Geht es ohne diese
Geschichten?
Ja! Definitiv ja
Was würde geschehen, wenn
wir uns Geschichten erzählen würde, die zum Beispiel so lauten:
„Es gibt da ein Dorf, da
treffen sich alle Menschen, die dort leben, morgens zum gemeinsamen Schwimmen
im See. Jeder der Gemeinschaft fühlt sich verantwortlich für die Kinder. Diese
lernen schwimmen ganz nebenbei, weil sie Spaß haben und liebevolle
Aufmerksamkeit genießen. Nach dem schwimmen versammeln sich alle auf der Wiese
am herrlich gedeckten Picknickplatz. Gemeinsam genießen sie die reichen Gaben,
denn jeder hat etwas köstliches mitgebracht. So wird das Essen zum Fest und
sehr bunt.
Mittags und nachmittags
schenken die Menschen ihre Fähigkeiten der Gemeinschaft, einer singt, einige
sind in den Gärten andere versorgen die Tiere. Es gibt Menschen, die
beschäftigen sich mit viel Liebe mit Textilien in jeder Art und stellen
wunderbare, bunte, fröhliche Unikate her.
Alle sind entspannt, denn
sie müssen nichts. Die Gemeinschaft ist so stark, dass auch Ruhephasen für
jeden der es braucht oder möchte möglich sind. Es ist leicht.
Die Heiler, Schamanen und
Weisen des Dorfes haben den Raum, in Zeiten wie diesen, sich nur mit sich und
den Energien die auf sie einströmen zu beschäftigen. Sie können den ganzen Tag
im Garten sitzen, meditieren, schlafen. Sie können tun, was es braucht, damit
sie diese Prozesse gut meistern. Sie werden von der Gemeinschaft mit versorgt,
denn alle wissen, dass diese Menschen viel auf sich genommen haben, mit der
Entscheidung den Weg des „Heilers“ zu gehen.
Alle wissen, dass das zum
höchsten Wohler aller geschieht. Die Energiearbeiter werden dafür geehrt, dass
sie sich für das Wohl der Gemeinschaft hingeben.
Jeder hat seinen Platz, den
er gewählt hat, mit seiner Berufung.“
Was wäre, wenn wir uns ab sofort
solche Geschichte erzählen würden.
Geschichten mit dem Satz,
stellt Euch mal vor, wie es wäre wenn…und schwups, hex hex…haben wir es
erschaffen und keiner muss noch irgendetwas.
Wir sind frei unsere
Geschichten selbst zu wählen. Wenn uns die alten nicht mehr passen, erfinden,
erdenken, erfühlen wir eben Neue.
JETZT ist die Zeit für
viele neue Geschichten!
Ich grüße Euch alle da
draußen, Ihr großartigen Geschichtenerzähler.
Danke für diesen Platz am
Lagerfeuer.
von <3
zu <3 Xanthia
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