Eine Woche sind wir jetzt ohne die Anbindung ans öffentliche Stromnetz.
Wie geht es uns?
Gut! Und ein bißchen genervt.
Wir sind so etwas einfach nicht mehr gewöhnt. Alles dauert länger, wenn wir nur
auf dem offenen Feuer oder dem Raketenofen Essen zubereiten können. Jeder
Kaffee oder Tee wird überlegt, ob einer von uns jetzt schon wieder Lust hat
zwanzig Minuten den Ofen zu betreuen.
Ich habe heute das erste Brot in unserer Außenküche gebacken. Seit dem Moment
wo der Teig im Topf war…habe ich eine Stunde gewacht, aufmerksam geschaut, wann
ich Holz nachgeben muß, beobachtet, daß das Feuer nicht zuviel Raum einnimmt.
Ich habe versucht dabei in meinem Buch zu lesen. Keine Chance. Einmal nicht
hingeschaut war das Feuer fast aus.
Und irgendwie fühlt es sich noch weiter entfernt zu den anderen Menschen, der
Gesellschaft, an. Ich empfinde es so als ob wir „nicht mehr mitspielen dürfen“.
Elektrizität ist da. Die Kraftwerke sind Jahrzehnte alt und haben sich längst amortisiert,
der Strom wird an der Börse gehandelt und auch ins Ausland verkauft, obwohl
Schweden sich zu ca.120% selber mit Strom versorgen kann, gibt es zu wenig, der
im Land bleibt. Es geht wie immer um Geschäfte nicht um Menschen.
Eine solche, in unseren Breiten, selbstverständliche Errungenschaft nicht mehr
benutzen zu können oder zu dürfen ist schon eine Herausforderung.
Ja, wir haben mit dem Feuer gespielt und gleichzeitig hätten wir die Rechnungen
auch nicht mit Liquidität bezahlen können, da wir leider so gut wie kein
Einkommen generieren.
Das ist jetzt kein Gejammer oder eine Mitleidsmasche, sondern einfach Fakt.
Ja, wir sind ausgewandert. Und ja, vielleicht waren wir auf eine Art auch naiv.
Doch haben wir in diesen vier Jahren hier oben soviel Neues lernen dürfen. Wir
sind über so viele Angstschluchten gesprungen, daß wir immer weniger Angst
haben.
Wir wissen, wir sind in der Lage ganz viele verschieden Herausforderungen zu
nehmen und eine gute Lösung zu finden. Und es darf endlich mal wieder leicht
sein. Und freudig.
Wir waren selbstverständlich vorbereitet.
Schon vor zwei Jahren hat Markus eine kleine Solaranlage installiert. Gemeinsam
mit dem Generator und der Solaranlage von unserem Wohnmobil kommen wir ganz gut
klar.
Die Gefriertruhe mit einem Teil unserer Vorräte kann weiter kühlen, die
Wasserpumpe arbeitet und auch warm duschen klappt.
Jetzt im kommenden Sommer wird es kein großes Problem sein, ohne das
öffentliche Netz zu leben.
Es ist langsamer, entschleunigt, wie die Esoszene so gerne sagt. Und sicher ist
es auch bewußter.
Doch spätestens ab Oktober braucht es eine Lösung.
Wir sind schon etwas eigen, wenn man versucht uns zu erpressen und zu etwas zu
nötigen, und nichts anderes ist diese Abschaltung.
Gerade haben wir ein super Angebot von EON erhalten. Wir können entweder einen
Vertrag unterschreiben von dem wir nichts wissen. Der Strompreis ist variabel
und wird im nachhinein kundgetan oder sie können uns nur noch einen noch
schlechteren Vertrag geben. Ah ja, „friß oder stirb“ scheint die Parole zu
sein. Schon wieder Erpressung? Könnten wir so sehen…sehen wir so.
Es soll uns Angst machen und uns wieder zurück zur Herde treiben.
Wir wollen und können aber nicht zurück. Also, was ist zu tun?
Wir werden, wie schon länger geplant unseren Hof hier oben verkaufen und einen
Platz finden, an dem es leichter ist, in einer Gemeinschaft, in die wir unser
Wissen und unsere Erfahrungen einfließen lassen können und in der wir
unterstützt werden und unterstützen können. Am liebsten in der Nähe unserer
Kinder, im Köln-Aachener Raum. Wenn wir diesen Platz finden, dann brauchen wir
Unterstützung für unseren Umzug und hoffen auf ganz viele, großartige Menschen,
die bereit sind uns zu helfen.
Wenn wir diesen Platz nicht finden sollten, dann brauchen wir eine Lösung für
den Strom. Denn im Winter geht hier mit Solar leider gar nichts und den
Generator können wir nicht 24 Stunden laufenlassen. Wir brauchen den Strom,
damit uns unsere Wasserleitungen nicht einfrieren und es keinen großen Schaden
an den Leitungen gibt.
Warum wir das alles machen?
Ganz einfach, weil wir immer vorangehen, gewollt oder nicht.
Und ich möchte eine andere Welt für meine Enkel. Meine Kinder leben ja schon in
dieser kaputten, ausbeuterischen Variante der Welt. Wenn du auch nicht mehr
mitspielst, dann können wir gemeinsam etwas ändern. Denn ohne unsere Energie
ist das System machtlos.
Nun bleibt uns, auch wenn wir darin nicht gut sind, um Hilfe und Unterstützung
zu bitten.
Bitte helft uns! Beim Finden des neuen Platzes, Beim Umzug oder bei einer ganz
anderen wundervollen Lösung.
Herzensgrüße aus Nordschweden
vom Platz der Begegnung & Heilung
Xanthia & Markus
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