Gestern war ein schräger Tag für mich. Es fing schon nach dem Aufstehen an, als
ich damit konfrontiert wurde, daß ein anderer Mensch Angst vor mir hat. Angst,
ich könnte ihm etwas wegnehmen. Die Hoffnung auf eine berufliche Perspektive,
einen Kreis von Menschen, auf die er seine Hoffnungen und Bemühungen baut. Also
wurde ich wieder „ausgeladen“ von dem gemeinsamen Tun. Mittags hatten wir dann
mit ein paar lieben Gleichgesinnten ein Videotreffen und nach kurzer Zeit,
sagten zwei der Teilnehmer, wir und was wir alles geschafft hätten, würden
ihnen Angst machen.
Ich war wieder zutiefst erschrocken. Wir wurden als Pioniere bezeichnet, als
Vorbilder. Und sie hatten Angst. Im weiteren Gespräch stellte sich heraus, daß
sie Beide auf ihre ganz eigene Weise Angst hatten selber los zu gehen.
Sie hatten Angst den falschen Schritt zu machen. Sie hatten Angst vor dem
losgehen.
Oh, wie gut kenne ich diese Angst. Dieses Abwägen, Nachdenken, alles bedenken
wollen.
Was für eine seltsame, erschreckende Erfahrung für mich. Es ist mir ein
Herzensanliegen den Menschen Mut zu mache. Mut ihren ganz eigenen Weg zu gehen.
Niemals kam mir in den Sinn, daß ich mit meinem Leben, mit meinem So-sein,
jemandem Angst machen könnte.
Ja, es gibt offenbar Menschen die Angst vor mir haben. Vor meinem Tun, vor
meiner Konsequenz, vor meinem Voranschreiten. Und vielleicht sieht es ja von
Außen aus wie ein Traumleben, das wir hier im hohen Norden, auf unserer
Waldinsel führen. Doch nein, das ist es nicht. Es ist ein völlig anderes Leben
als das was ich früher lebte. Es ist schwer, es ist sehr oft sehr einsam, es
ist sehr oft harte, körperliche Arbeit und es läuft gar nicht so, wie ich es
mir gewünscht oder vorgestellt habe. Es gibt Widerstände, es gibt Ängste, und
doch möchte ich das Leben nicht mehr tauschen. Denn ich bin klarer,
authentischer und auf eine völlig andere Art sichtbar.
Ja, es ist Zeit für Veränderungen, auch für uns. Dieser Platz hat mich in den
letzten Jahren beschützt und viel gelehrt. Von hier kann ich nun stärker und
klarer, weicher und bewußter für und mit mir selber weiterziehen zu einem Platz
an dem das Leben leichter ist, wo es fließen kann, wo die Freude wieder einen
großen Teil meines Tages erfüllen darf.
Es gab eine Zeit, da habe ich zu anderen Menschen
aufgeschaut, wünschte mir so zu sein wie sie…nun scheine ich selber solch ein
Mensch geworden zu sein. Plötzlich. Über Nacht. Und doch war es ein langer Weg
durch meine eigenen Themen, zu dem, was mich schon immer ausgemacht hat…Liebe.
Liebe zu den Menschen, den Tier- und Pflanzenwesen erfüllt mich. Und immer noch
diese Ungeduld. Doch die ist besser geworden, glaube ich.
Es ist Zeit aus der Einsiedelei heraus zu kommen und wieder zu vertrauen.
Diese Angst der Menschen vor mir und vor uns scheint schon länger da zu sein.
Ich habe sie lange nicht bemerkt. Oft wunderte ich mich über Reaktionen mir
gegenüber oder fühlte mich zurückgestoßen und verletzt durch diese oft sehr
heftigen Abwehrreaktionen. Eben noch schrieb ich einem lieben Menschen, ich sei
Menschenmüde, es wäre immer schwerer wieder zu vertrauen. Es ist uns soviel Arges
widerfahren in den letzten fünf Jahren. Betrug, Verleumdung, Gerüchte und
soviel unnützes Gerede.
Ich wünsche mir Menschen, die den Mut haben hinzusehen und zu fühlen was in
ihnen vorgeht und es nicht auf mich abwälzen.
Angst ist ein Zerstörer. Angst zerstört Liebe, Zuneigung, Visionen, Träume und
Gemeinschaft.
Laß uns bitte endlich über die Angst sprechen uns
gegenseitig halten.
Ich bin sicher, daß die Angst ihre Macht über uns verliert, sobald wir sie
wahrhaftig und ehrlich anschauen.
Sprich mit mir, wenn Du Angst vor mir hast und laß mich Dir eine Hand reichen
und wir springen gemeinsam über diesen Graben.
Angst ist das Gegenteil von Liebe.
Ich wähle die Liebe.
Von Herz zu Herz
Xanthia
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